Anregungen für Forschungsprojekte, Vorschläge von praktischen Umsetzungen und nächste Schritte des Projektes HausArbeitsEthik




Hier geht es ums Weiterarbeiten am Thema Haus- und Familienarbeit:

 1. Vorschläge für neue Forschungsprojekte an andere Forscherinnen und Forscher
 2. Vorschläge von praktischen Umsetzungen an Politik und praxisorientierte Institutionen
 3. Weitere Aktivitäten des Projektes HausArbeitsEthik
 4. Assoziierte Projekte und Anschlussprojekte
 5. Haushalt für die Hosentasche




1. Anregungen für Forschungsprojekte

Während der Arbeit am Projekt «HausArbeitsEthik», das sich dem Thema der Haus- und Familienarbeit breit widmet, zeigt sich laufend, welche Fragen bereits gut untersucht sind und wo Forschungsdesiderate bestehen. Um die Forschung zur Haus- und Familienarbeit weiter anzuregen und um eine gewisse Koordination zu ermöglichen, werden hier offene Forschungsfragen aufgelistet. Diese Auflistung ist als «interaktive Auflistung» konzipiert. Bitte melden Sie, wenn Sie vorschlagen wollen, ein weiteres Forschungsdesiderat in diese Auflistung aufzunehmen. Wenn Sie umgekehrt sich einem der hier aufgelisteten Desiderate widmen wollen, beispielsweise im Rahmen einer eigenen Forschungsarbeit, nehmen Sie ohne Weiteres Kontakt auf. Gerne kann dieses Desiderat für die Dauer Ihrer Forschungstätigkeit aus dieser Auflistung entfernt und schliesslich stattdessen ein Hinweis auf Ihre Forschungsresultate angebracht werden.


A) Leistungsgerechte Berechnung der Wertschöpfung der Haus- und Familienarbeit

Von der Sonnhalde Worb wurde in einem international einzigartigen Projekt eine arbeitspsychologische Bewertung der Qualifikationsanforderungen der Familien- und Hausarbeit vorgenommen, welche zu Bewertungen kommt, die einen Vergleich der Anforderungen mit verschiedenen Berufen aus der Erwerbswelt erlauben. Aufbauend auf dieser Untersuchung ist es möglich, einen angemessenen Stundenlohn für die Berechnung der Wertschöpfung der Haus- und Familienarbeit für die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zu bestimmen. Die Bestimmung dieses Stundenlohnes steht bisher auf einer schlechten Grundlage.
Am 27. 4. 2002 wurde in Bern eine Fachtagung zu dieser Frage veranstaltet, an der das Projekt Sonnhalde Worb und das Bundesamt für Statistik beteiligt war. Dazu bestehen eine Reihe von Dokumentationen im Internet und ein Tagungsband wurde unter dem Titel «Wie viel ist eine Stunde Haus- und Familienarbeit wert?» im h.e.p.-Verlag (ISBN 3-905905-74-4) herausgegeben. Weitere Informationen zu Tagung und zur Publikation finden sich unter www.muristalden.com/hwf.


B) Theorie der Indikatoren der Gleichstellung von Frau und Mann

Das schweizerische Bundesamt für Statistik gibt regelmässig eine Publikation zum Stand der Gleichstellung heraus unter dem Titel "Auf dem Weg zur Gleichstellung?". Welche statistischen Informationen sind relevant für den Stand der Gleichstellung? In der ersten Publikation des Bundesamtes für Statistik wurden am meisten Indikatoren dargestellt. Gehört die Gesundheitsstatistik dazu und wenn ja, in welchem Sinn zeigt die unterschiedliche Verteilung der Krankheiten auf die Geschlechter Diskriminierungen an? Auf solche Fragen gibt es bisher nur sehr punktuelle Antworten. Es fehlt eine Theorie der Gleichstellungsindikatoren.


C) Zeitbudgetstudie nach Tagesprotokollen

Zwar wurden jüngst die Resultate einer Erhebung der geleisteten unbezahlten Arbeit publiziert durch das schweizerische Bundesamt für Statistik. Die Zahlen basieren aber auf telefonischen Befragungen. Die aufgewendete Zeit musste von den Befragten erinnert werden. In Deutschland und in Österreich wie in vielen anderen Ländern wird diese Zeit erstens durch von den Befragten laufend erstellten Tagesprotokollen und zweitens wesentlich detaillierter erhoben. Die schweizerischen Zahlen sind wesentlich weniger sicher und können nur sehr bedingt international verglichen werden.


D) Psychische und psychosomatische Beeinträchtigungen von Hausfrauen und Hausmännern

Ochel (1989) hat eine grössere Untersuchung zu diesem Thema vorgelegt - es war die erste und die letzte, jedenfalls im deutschsprachigen Raum und die Resulate waren beunruhigend. Hier wären Anschlussuntersuchungen verschiedenster Art sehr wichtig. Auch die Untersuchung von Teilfragestellungen wäre wichtig. Beispielsweise hat eine neuere Untersuchung als Randergebnis ein deutliches Indiz gefunden, dass gesundheitliche Beeiträchtigungen von Hausfrauen korrelieren mit der Notwendigkeit, intensive Kinderbetreuung mit anderen Tätigkeiten (vornehmlich im Haushalt) gleichzeitig leisten zu müssen.


E) Ethik der Gleichstellung

Sowohl in der theologischen als auch in der philosophischen Ethik wurde lange Zeit nicht von einer Gleichstellung der Geschlechter ausgegangen. Mehr oder weniger subtil wurde von einer Unterordnung der Frau sowie von einer klaren Arbeits- und Rollenteilung ausgegangen. Inzwischen hat sich das sowohl in der theologischen als auch in der philosophischen Ethik weitgehend geändert. Diese Änderung scheint aber weniger das Resultat einer argumentativen Auseinandersetzung mit den früher für Subordination und Arbeits- und Rollenteilung vorgebrachten Gründe und das Resultat ihrer Widerlegung, zu sein, sondern mehr Ausdruck einer Anpassung an den Zeitgeist. Das spricht weder für noch gegen diese Veränderung. Bringschuld der Ethik ist es jedoch, diese bisher nicht geführte Auseinandersetzung jetzt nachzuliefern und mit einer Ethik der Glechstellung die Grundlinien des intendierten Verhältnisses der Geschlechter darzulegen und zu begründen.


F) Gewalt im sozialen Nahraum und innerfamiliäre Arbeitsteilung

Verschiedene Beratungsstellen für Männer, die physische Gewalt gegen ihre Pertnerinnen ausüben, sagen, dass es eine umgekehrte Korrelation zwischen Beteiligung von Männern an der Haus- und Familienarbeit und deren Neigung zur Gewalt gebe. Diese These ist politisch brisant und sollte durch eine entsprechende empirische Untersuchung verifiziert werden.


G) Angestellte des privaten Haushaltes: Die Familie als Arbeitgeberin

In Haushaltungen werden Personen für Haushaltsarbeiten und Kinderbetreuung überwiegend ohne AHV-Beitragszahlungen und ohne Versteuerung des entsprechenden Einkommens angestellt. Dies bedeutet, dass es keine Zahlen über die Anzahl solcher Anstellungen, über Lohnhöhe, Arbeitsstundenzahl pro Haushaltung bzw. pro angestellte Person usw. gibt. Möglicherweise ist dieser Teil des Arbeitsmarktes aber von beachtlicher Grösse. Dementsprechend wäre es interessant, ihn genauer zu kennen.






2. Vorschläge für praktische Umsetzungen

Über 50 Vorschläge von Konsequenzen für die Praxis sollen in der auf das Jahr 2000 geplanten Gesamtpublikation dargestellt und kritisch beurteilt werden. Exemplarisch seien die folgenden genannt:

A) Supervision für Hausfrauen und Hausmänner

Haus- und Familienarbeit ist eine Arbeit, die stark in zwischenmenschlichen Beziehungen geleistet wird. Für beziehungsintensive Arbeit in der Erwerbswelt ist Supervision ein Muss, zu recht. Dementsprechend sollte das Familienberatungsangebot um Supervisionsangebote ergänzt werden, welche, wie es der Supervision als Unterstützungsform entspricht, die unterstützen Personen nicht stigmatisiert, sondern qualifiziert, auch über die Haus- und Familienarbeit hinaus. Zu entwickeln wäre eine spezifische Fachsupervision, welche organisiert werden kann als Einzelsupervision, als Intervision mit Leitung (Gruppensupervision für Hausfrauen und Haumänner) oder als Gruppensupervision für die Mitglieder einer Haushaltung. Die Supervisorin bzw. der Supervisor sollte durch eine Reflexion der spezifischen Kompexität der Haus- und Familienarbeit qualifiziert sein.


B) Support für Hausmänner

Hausmännern haben immer noch viel Wind im Gesicht. Verschiedene strukturelle Barrieren müssen überwunden werden und herkömmlichen Vorstellungen von Männlichkeit muss Widerstand geleistet werden können. Männer, die sich für eine überdurchschnittliche Beteiligung entschieden haben, setzen diese oft letztlich nicht in die Tat um oder brechen sie nach wenigen Jahren wieder ab. Sorgfältig evaluierte, genau auf dieses Anforderungsprofil zugeschnittene Beratungsformen könnten dies in vielen Fällen verhindern und generell Schub liefern für entsprechende Entwicklungen auf der Männerseite. Speziell wirksam dürfte die Publikation eines Handbuches für Hausmänner und ein Email-Beratungsdienst für Hausmännerfragen im Internet sein.


B) Ergänzung der Unterrichtsmaterialen für den hauswirtschaftlichen Unterricht

Aus lokalen Zusammenarbeiten von Hauswirtschaftslehrerinnen sind teilweise bereits Materialien für die Thematisierung von Rollen- und Arbeitsteilung, Vereinbarkeit von Familienarbeit mit Erwerbsarbeit, Umgang mit Überlastungsphasen, Familienarmut und Kinderkosten, gesellschaftliche Bedeutung der Haus- und Familienarbeit u.s.w. im Unterricht hervorgegangen. Solche Materialien, welche die heute besonders wichtig gewordenen Fragen der Haus- und Familienarbeit auch entsprechend gewichten, sollten nicht nur von speziell engagierten Lehrerinnen und Lehrern individuelle hergestellt und eingesetzt werden, sondern entsprechend ihrer Bedeutung kantonal oder überkantonal hergestellt und verbreitet werden.






3. Weitere Schritte des Projektes HausArbeitsEthik


Parallel zum Projekt "HausArbeitsEthik" wurde der «interdisziplinäre Arkbeitskreis für Männer- und Geschlechterforschung» wwww.go.to/iamug aufgebaut. In dieser Gruppe aus Forschung und Bildung werden verschiedene Themen aus dieser speziellen Perspektive weiterverfolgt.


Die Resultate des Projekt "HausArbeitsEthik" werden in zahlreichen Tagungen und Fachreferaten eingebracht und diskutiert. Informationen über die nächsten Anlässe können hier angefordert werden.


Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur weiteren Präzisierung der monetären Bewertung der Haus- und Familienarbeit befindet sich in der frühen Planungsphase.


Die Arbeit an einem Spiel, das erleben lässt, wie sich verschiedene Prioritätensetzungen in Sachen Freizeit, Freiwilligenarbeit, Haus- und Familienarbeit und Erwerbsarbeit so auf das Leben auswirken, wurde für den Moment sistiert. Sobald aber wieder Inputs kommen, können die erbrachten Vorbereitungen (bestehende Prototypen, erfolgte erste Testrunde) reaktiviert werden. Eine Zusammenarbeit besteht mit Murmel.


Weitere Ideen liegen vor. Gerne werden auch neue Impulse und Kooperationen aufgenommen. Nehmen Sie unkompliziert   auf, wenn Sie an einer Zusammenarbeit oder weiteren Informationen interessiert sind.






4. Assoziierte Projekte und Anschlussprojekte


Am 19. September 2002 war die Startveranstaltung des «Netzwerks HausWirtschaftsForschung». Dieses hat das Ziel, die Forschung im Bereich der Haus- und Familienarbeit zu stärken und qualitativ zu optimieren durch interdisziplinäre Vernetzung sowie durch Förderung des Wissenstransfers in die Praxis. Das Netzwerk organisiert regelmässig Fachtagungen. Weitere Informationen finden sich unter www.muristalden.com/hwf.


Das Forschungsprojekt «Hauswirtschaftliche Bildung für eine Gesellschaft im Wandel» am Institut Muristalden der Lehrerinnen- und Lehrerbildung von Kanton und Universität Bern läuft 2002 bis 2004. Dieses Forschungsprojekt widmet sich erstens der Frage, wie sich die Rahmenbedingungen (Technisierung der Haushalte, Zusammensetzung der Haushalte, Familienformen, Geschlechterrollen, Einkommensentwicklungen u.a.) der Haus- und Familienarbeit in nächster Zeit entwickeln werden und zweitens der Frage, was für Qualifikationen den Schülerinnen und Schülern heute vermittelt werden müssen, damit diese ihnen unter den zu erwartenden Bedigungen möglichst nützlich sind. Weitere Informationen zum Projekt sind erhältlich beim  .




5. Haushalt für die Hosentasche: Mikro-Flaschenöffner


Ein Stück Draht, eine geeignete Zange und etwas Geschick (und/oder mehrere Versuche, hier im Bild mein dritter) – und man sitzt nie mehr mit einer Flasche im Zug, die man nicht aufkriegt. Denn der Mikro-Flaschnöffner passt dutzendfach ins Portemonnaie - und wiegt so gut wie nichts.

Kleinst-Drahtkonstruktion


[Übersicht] [Gästebuch und Diskussion] [home]